Präventionsnetzwerk Ortenaukreis (PNO)


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Herausforderungen im Ortenaukreis

Der Ortenaukreis ist der flächengrößte Landkreis Baden-Württembergs mit 1.851 km². In den 51 Städten und Gemeinden leben rund 420.000 Einwohner, davon rund 180.000 in den Großen Kreisstädten Offenburg, Lahr, Kehl, Oberkirch und Achern. Im Anschluss an die bereits sehr erfolgreichen Frühen Hilfen für Eltern mit Kindern von 0 – 3 Jahren und werdende Eltern entwickelt der Ortenaukreis mit dem Präventionsnetzwerk Ortenaukreis (PNO) nun eine kommunale Präventionsstrategie über den Zeitraum vor der Geburt bis zum 10. Lebensjahr.
Aufgrund seiner Größe ist der Ortenaukreis im Bereich der Jugendhilfe dezentral in fünf Raumschaften organisiert. Kreisweit sowie in den einzelnen Raumschaften bestehen insbesondere durch die Frühen Hilfen bereits gut ausgebaute Netzwerke zwischen Akteuren des Gesundheits- und Jugendhilfesystems und weiteren Institutionen. Für den Altersbereich ab drei Jahren sind diese bisher jedoch noch nicht systematisch miteinander abgestimmt und genug miteinander verzahnt. Ferner fehlt bisher noch die systematische Einbindung von Akteuren des Bildungssystems.
Das PNO hat es sich zur Aufgabe gemacht, die gesunde Entwicklung von Kindern zwischen drei und zehn Jahren und ihren Familien im gesamten Ortenaukreis zu fördern.

Die Ziele des Präventionsnetzwerks Ortenaukreis (PNO):
Zentral steuern – regional handeln

Netzwerkaufbau

Das inhaltliche Leitziel des PNO ist, auf der Grundlage eines biopsychosozialen Grundverständnisses, die Förderung der körperlichen und seelischen Gesundheit sowie der sozialen Teilhabe. Strategisches Leitziel ist der Aufbau eines tragfähigen Netzwerks mit der Implementierung infrastruktureller Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung in den Lebenswelten 3- bis 10-jähriger Kinder und ihrer Familien.
Konkret geht es um die Einrichtung eines kreisweiten Netzwerks und systemübergreifender Kooperationen zwischen Akteuren des Gesundheits-, Jugendhilfe- und Bildungssystems.
Maßnahmen der universellen, selektiven und indizierten Prävention und Gesundheitsförderung werden kreisweit entwickelt und gebündelt sowie regional umgesetzt. PNO knüpft dabei direkt an die bestehenden Strukturen an (z. B. Frühe Hilfen; dezentrale Beratungsstellen).
Konkret vorhandene Bedarfe werden ermittelt und durch passgenaue Angebote aufgegriffen. Darüber hinaus werden Wissenslücken über Möglichkeiten der Zusammenarbeit (z. B. zwischen Kita und Beratungsstellen) gezielt identifiziert und durch einen verbesserten Informationsfluss geschlossen. Bestehende Bedarfslücken werden ermittelt und sollen als Grundlage für weitere kommunale Planungen dienen.
Im Rahmen einer regelmäßig tagenden Präventions- und Gesundheitskonferenz wird gemeinsam mit Kooperationspartnerinnen und Partnern aus dem Gesundheits-, Jugendhilfe- und Bildungssystem die Gesamtstrategie unter Berücksichtigung der verschiedenen Perspektiven weiterentwickelt und gesteuert. Zusätzlich zu den vielfachen Direktkontakten werden in regelmäßigen Abständen regionale Runde Tische PNO durchgeführt.
Angebote, Maßnahmen und Bedarfe finden Eingang in einen kreisweiten PNO-Präventions- und Gesundheitsbericht zu ausgewählten Themen der körperlichen und seelischen Gesundheit und sozialen Teilhabe. In Abstimmung mit den Netzwerkpartnerinnen und Partnern der drei Systeme werden nicht nur Problemlagen und Bedarfe sondern auch Angebote und Potentiale systematisch aufgezeigt und münden in konkrete Handlungsempfehlungen (Daten für Taten).

Organisationsentwicklung und bedarfsorientierte Fortbildungen im Setting der Bildungseinrichtungen

Im Setting-Ansatz erfolgt ein niedrigschwelliger und nicht-stigmatisierender Zugang zu den Familien über die Kindertageseinrichtungen und Schulen. Im Rahmen von PNO werden Kindertageseinrichtungen und Schulen in ihrer Entwicklung hin zu gesundheitsförderlichen Einrichtungen durch einen 18-monatigen Organisationsentwicklungsprozess unterstützt, der auf den Erkenntnissen der Präventions- und Schutzfaktorenforschung basiert. Dieser Prozess umfasst sechs Weiterbildungen für die Teams der pädagogischen Fach- und Lehrkräfte und setzt am Bestand und an den Bedarfen der jeweiligen Bildungsinstitution an. Um die Nachhaltigkeit dieser Veränderungsprozesse zu sichern, werden die Einrichtungen während der Organisationsentwicklung von speziell geschulten Prozessbegleiterinnen und -begleitern unterstützt. Dieses umfassende Angebot kann aus Ressourcengründen nur von einer begrenzten Anzahl von je 25 Kindertageseinrichtungen und 25 Schulen durchgeführt werden. Dabei wird darauf geachtet, dass unterschiedliche Einrichtungen (Trägerschaft, Größe, Stadt-Land) zum Zuge kommen und Einrichtungen mit besonderen sozialen Belastungsfaktoren in besonderer Weise berücksichtigt werden.
Dem leitenden Prinzip der Flächendeckung wird insbesondere durch das ergänzende Angebot bedarfsorientierter Fortbildungen Rechnung getragen, indem weitere Bildungseinrichtungen des Ortenaukreis von Fortbildungen profitieren, die auf die spezifischen Bedarfe der Einrichtung oder mehrerer Einrichtungen abgestimmt sind.

Entwicklungen systematisch evaluieren

Erklärtes Ziel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) ist die Sicherstellung der Übertragbarkeit wirkungsvoller Komponenten des PNO und der Verfügbarkeit der Ergebnisse für andere Regionen. Zu diesem Zweck werden sämtliche Prozesse wissenschaftlich begleitet und evaluiert. Die Prozess- wie Ergebnis-Evaluation dieses komplexen Projekts umfasst dabei sowohl quantitative als auch qualitative Methoden mit mehreren Messzeitpunkten.
Aufschluss über die Umsetzung der Gesamtstrategie werden die systematische Dokumentation der Netzwerkprozesse und -aktivitäten sowie die Tätigkeits- und Aufgabenprofile der zentralen und regionalen Präventionsbeauftragten geben.
Zur Evaluation des Organisationsentwicklungsprozess in Kindertageseinrichtungen und Schulen wird eine ausführliche Erhebung im Wartelisten-Kontrollgruppen-Design auf mehreren Ebenen angewendet, die auch eine Follow-up-Erhebung nach zwölf Monaten beinhaltet.
Zusätzlichen zu den summativen und follow-up-Erhebungen auf Ebene der Kinder, Eltern und Fachkräfte in den Bildungseinrichtungen, werden Instrumente zur formativen Evaluation bei den Prozessbegleitungen eingesetzt, um Veränderungsprozesse detailliert nachvollziehen zu können. Da die Einrichtungen sich zu gesundheitsförderlichen Institutionen entwickeln, wird in der Evaluation auch die Fach- und Lehrkräftegesundheit gesondert in den Blick genommen.
Zusätzlich erfolgen spezifische Analysen, um die „Nutzung“ und „Bewegung“ von Familien in den drei Systemen zu beschreiben. Es werden Langzeitverläufe von einzelnen Familien mit Risikokonstellationen über den gesamten Projektzeitraum erfasst. Somit werden auch neue Impulse für die Präventionsforschung unter Praxisbedingungen gegeben.
Das PNO leistet damit einen Beitrag zur fachwissenschaftlichen und methodischen Diskussion und liefert Erkenntnisse zur Umsetzung einer Präventions- und Gesundheitsförderungsstrategie in einer Gebietskörperschaft und deren Gelingens- und Wirkungsfaktoren; die Ergebnisse werden anderen Regionen in Deutschland zugänglich gemacht.

Projektflyer

Weitere Informationen zum Präventionsnetzwerk Ortenaukreis finden Sie in einem Flyer, den Sie herunterladen können.

Internet-Seite des Präventionsnetzwerks Ortenau

www.pno-ortenau.de

Ansprechpartner

Projektleitung Zentrum für Kinder- und Jugendforschung
Prof. Dr. Klaus Fröhlich-Gildhoff
Leiter des Zentrums für Kinder- und Jugendforschung im Forschungs- und Innovationsverbund an der Evangelischen Hochschule Freiburg
Bugginger Straße 38
79114 Freiburg
E-Mail: froehlich-gildhoff@eh-freiburg.de

Projektleitung Ortenaukreis
Ullrich Böttinger
Leiter Amt für Soziale und Psychologische Dienste, Landratsamt Ortenaukreis
Lange Straße 51
77652 Offenburg
Tel.: +49 781 805-9520
E-Mail: ullrich.boettinger@ortenaukreis.de